Sudan: Zuflucht für vertriebene Menschen
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•Seit dem Ausbruch des Konflikts vor zwei Jahren haben rund 65 000 Familien aus den umkämpften Gebieten Zuflucht in der Stadt El Obeid gefunden. Die Stadt ist 400 Kilometer südwestlich der sudanesischen Hauptstadt Khartum. Das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) unterstützt dort den Sudanesischen Roten Halbmond. Dieser versorgt die vertriebenen Menschen unter anderem mit Wasser, medizinischer Hilfe und psychosozialer Unterstützung.
Im Sudan brachen am 15. April 2023 Kämpfe zwischen den Sudanese Armed Forces (SAF) und den Rapid Support Forces (RSF) sowie deren verbündeten Milizen aus. Der Konflikt breitete sich rasch über das ganze Land aus. Die geflüchteten Familien aus den Regionen Nord- und Süd-Kordofan fanden zunächst bei Angehörigen, Gastfamilien oder in den Schulen von El Obeid Zuflucht. El Obeid ist der Hauptort von Nord-Kordofan. Zehntausende Geflüchtete brachten sich dort in Sicherheit.
Im Juli 2024 beschloss die Regierung, die Schulen wieder für den Unterricht zu öffnen. Sie stellte zwei riesige Zeltlager ausserhalb von El Obeid für die vertriebenen Menschen bereit.
Obwohl die Stadt El Obeid fast zwei Jahre lang belagert wurde, ist sie der sicherste Ort in der Region.
Michael Herger, SRK-Delegierter für Sudan
Michael Herger
Michael Herger arbeitet seit einigen Monaten von Nairobi in Kenia aus. Der Luzerner reist regelmässig nach Port Sudan. Er hofft, bald nach El Obeid zurückkehren zu können, wo er bereits früher gewohnt hat. Im Februar 2025 endete die Belagerung der Stadt. Er erklärt: «Die Kommunikationswege waren abgeschnitten und in der Nähe von El Obeid wurde gekämpft. Meine Kolleginnen und Kollegen vom Sudanesischen Roten Halbmond, die Einheimischen und alle, die dort Zuflucht gefunden hatten, konnten die Stadt nicht mehr verlassen, ohne ihr Leben zu riskieren».
Zivilpersonen und humanitäre Mitarbeitende im Visier
Das SRK arbeitet seit über 30 Jahren mit seiner sudanesischen Schwestergesellschaft zusammen. Als der Konflikt ausbrach, richtete es seine Tätigkeit sofort darauf aus und stärkte den Sudanesischen Roten Halbmond, der direkt mit der Notlage konfrontiert war. Michael Herger kennt das Land gut. Er hat bereits 2022, vor Ausbruch des Konflikts, dort gelebt und gearbeitet. Heute ist die Lage jedoch völlig anders: «Die Sicherheit der Hilfskräfte ist ein grosses Problem. 28 Freiwillige und Mitarbeitende des Sudanesischen Roten Halbmonds sind seit Beginn des Konflikts bei ihrer Arbeit ums Leben gekommen.» Tatsächlich stehen in diesem äusserst gewaltsamen Konflikt auch die Zivilbevölkerung, humanitäres Personal und wichtige Einrichtungen in der Schusslinie. Sexuelle Gewalt wird als Kriegswaffe eingesetzt. Zivilpersonen werden ohne Prozess hingerichtet. Ein Drittel der Bevölkerung musste fliehen.
Versorgung mit dem Nötigsten
In den Flüchtlingslagern von El Obeid haben Freiwillige und Mitarbeitende des Sudanesischen Roten Halbmonds den Bau von 13 Wasserversorgungs-Systeme unterstützt. Sie setzten sechs Latrinenblöcke instand und richteten acht Händewasch-Stationen ein. Das SRK unterstützte sie finanziell und technisch. Ausserdem beugt das lokale Rothalbmond-Team der Verbreitung ansteckender Krankheiten wie Dengue-Fieber oder Cholera vor. Es verteilt Mückennetze und Hygiene-Kits und leistet wichtige Aufklärungsarbeit.
Ich erhielt Wasser und waschbare Monatsbinden. Wir können uns hier auch waschen.
Fatima Youssef Ibrahim, Geflüchtete in El Obeid
Ich musste aus meiner Heimatregion fliehen und kam nach El Obeid. Hier im Lager half ich beim Bau der Latrinen und der Wasserversorgung.
Dalil Adam Hassan Mohammed
Psychosoziale Hilfe für Kinder
Die Mitarbeitenden des Sudanesischen Roten Halbmonds schulten 110 Freiwillige in psychosozialer Unterstützung. Die psychische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen ist ihnen besonders wichtig. Sie organisieren sportliche Aktivitäten und Spiele und verteilen Spielzeug an die Kleinsten, um ihren Alltag etwas aufzuheitern.
Fakten zur humanitären Krise
Menschen
mussten ihr Zuhause verlassen.
Menschen
benötigen humanitäre Hilfe.
der medizinischen Einrichtungen
des Landes sind ausser Betrieb.
Vergessene Krise
Die grösste humanitäre Krise der Welt schafft es kaum je in die Schlagzeilen. Die westlichen Medien berichten selten über den Konflikt im Sudan. Die Öffentlichkeit weiss daher kaum Bescheid. Das wirkt sich direkt auf die Finanzierung der Hilfe aus: Die spärlichen Mittel reichen für die gewaltigen humanitären Bedürfnisse bei Weitem nicht aus.
Schnelle Hilfe in Notlagen
Mit Ihrer Unterstützung leisten wir schnelle und wirksame Nothilfe für Betroffenen in Krisen und Katastrophen. Machen Sie Nothilfe und Katastrophenvorsorge möglich – mit dem Schweizerischen Roten Kreuz.