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Nepal: Ein Wasserhahn verändert Leben

Reportage

Seit Barsha Khanal (14) und ihre Familie einen Wasserhahn direkt vor dem Haus haben, ist ihr Leben viel leichter geworden. Das Rote Kreuz hat mit Hilfe der Dorfbevölkerung eine Wasseranlage gebaut. Diese versorgt 136 Haushalte und die Schule mit Trinkwasser. Was bedeutet das für die Menschen im nepalesischen Bergdorf?

Trinkwasser direkt vor dem Haus ist im ländlichen Nepal keine Selbstverständlichkeit. Die nepalesische Regierung verfolgt zwar das Ziel «One house, one tap»: Ein Haus, ein Wasserhahn. In den Bergdörfern ist das aber schwierig umzusetzen.  Zudem sind sie wegen Erdrutschen in der Regenzeit häufig von der Aussenwelt abgeschnitten. 

Beschwerliches Wasserholen

Bis im Juni 2024 musste die Vierzehnjährige das Wasser beim Gemeinschaftsbrunnen holen – dafür war sie mindestens zwei Stunden unterwegs. Morgens und abends half sie ihrer Mutter, Wasser zu beschaffen für den täglichen Verbrauch der sechsköpfigen Familie. In der Trockenzeit versiegte der Brunnen. Dann mussten Barsha und ihre Mutter auf der Suche nach Wasserquellen noch weiter gehen.   

Kamala Khanal Bhattarai trägt beim Wasserholen einen schweren Krug auf dem Rücken.
Lange Zeit war Wasserholen beschwerlich und zeitaufwendig für die Frauen im Bergdorf Gokhunga. Kamala Khanal Bhattarai (39) führt uns zur alten Wasserstelle.

Schlaflos vor Sorge

Die Frauen aus der Generation der 86-jährigen Topala Khanal, der Grossmutter von Barsha, lagen in der Nacht wach. Sie sorgten sich, ob sie am nächsten Tag genügend Wasser finden würden. In der Trockenzeit mussten sie bis zu sieben verschiedene Wasserstellen aufsuchen – und an jeder warten, bis sie an der Reihe waren, um ihre Behälter zu füllen.  

Topala Khanal
Ich hatte Angst, nicht genügend Wasser zu finden am nächsten Tag.

Topala Khanal (86), Grossmutter von Barsha

Barsha soll es besser haben

Heute haben die Frauen von Barshas Familie und dem Dorf dank der Trinkwasserleitung des Roten Kreuzes ein besseres, gesünderes Leben. «Ich habe jetzt Zeit zum Lernen für die Schule», sagt Barsha. Ihr Lieblingsfach ist Nepali. Das Mädchen ist zurückhaltend, doch öffnet sich, wenn es um das Rote Kreuz geht. Begeistert erzählt sie von Henry Dunant, dem Mitgründer des Roten Kreuzes.  

Barshas Grossmutter Topala Khanal sitzt im Hof und erinnert sich an ihre beschwerliche Jugendzeit. Sie sei nicht zur Schule gegangen. Ihr ganzes Leben habe sie damit verbracht, ihre Kinder grosszuziehen, Wasser zu holen für den Haushalt und Futter zu suchen für die Tiere. Sie sei froh, dass es ihre Enkelin nun besser hat: «Barsha soll studieren und ein schönes Leben haben.» 

Barshas Grossmutter konnte nicht zur Schule gehen. Sie wünscht sich, dass ihre Enkelin studieren kann. 
«Ich will Sozialarbeiterin werden», sagt Barsha. Wie ihr Vorbild Henry Dunant möchte sie sich für andere einsetzen.

Trinkwasser-Anlage für das ganze Dorf

Im Dorf Gokhunga, wo Barsha lebt, baute das Rote Kreuz gemeinsam mit den Behörden und der Bevölkerung eine Wasseranlage, welche die Haushalte und die Schule mit Trinkwasser versorgt. Quellwasser fliesst durch eine Filteranlage in einen Sammeltank. Von dort aus wird es mit einer elektrischen Pumpe über 300 Höhenmeter hochgepumpt in einen 30'000 Liter fassenden Tank. Dieser führt das Wasser über Leitungen zu den zerstreut liegenden Häusern.  

Ram Prasad Khanal (links) ist verantwortlich für den Unterhalt der neuen Wasseranlage. Radesh Pandey, Verantwortlicher für Infrastruktur-Projekte beim Nepalesischen Roten Kreuz, steht ihm mit seinem Fachwissen zur Seite.

Für einen nachhaltigen Betrieb der Anlage hat das Rote Kreuz die Bevölkerung und die lokalen Behörden von Anfang an miteinbezogen und beiden Verantwortung übertragen. Ein Wasserkomitee regelt alle Belange rund um die Wasserversorgung. Das Nepalesische Rote Kreuz (NRK) hat eine Dorfbewohnerin und zwei ältere Dorfbewohner geschult und mit dem Unterhalt betraut. Bei Bedarf ziehen sie Fachpersonen des NRK bei. Alle Haushalte haben einen Wasserzähler und zahlen nach Verbrauch. Der Tarif ist für alle erschwinglich angesetzt. 

Kinder als Schlüssel für Veränderung

Ein kleiner Junge wäscht sich die Hände mit Seife an einem der Wasserhähnen, die das Rote Kreuz in seiner Schule installiert hat.
Händewaschen mit Seife nach Benutzung der Toilette ist bereits für die Jüngsten selbstverständlich.

Barsha engagiert sich seit drei Jahren für das Jugendrotkreuz an ihrer Schule. Es ist einfacher geworden, die Hygieneregeln einzuhalten, seit das Rote Kreuz an der Schule für mehrere Wasserhähne zum Händewaschen und saubere Toiletten gesorgt hat. Dennoch müssen die gesundheitsfördernden Verhaltensweisen erst zur Gewohnheit werden. Mitglieder des Jugendrotkreuzes unterrichten ihre Mitschülerinnen zum Beispiel in Menstruationshygiene.  

Bijaya Sharma
Kinder sind der Schlüssel für Verhaltensänderungen. Sie bringen ihr Wissen nach Hause zu den Eltern und Grosseltern.

Bijaya Sharma, Programmkoordinatorin des NRK

GUT ZU WISSEN

Gesundheitsförderung in Nepal

Wasser und Hygiene tragen wesentlich dazu bei, die Gesundheit von Menschen zu fördern.  Ziel der Rotkreuz-Partner ist eine bessere Gesundheit für über 80000 Menschen in vier abgelegenen Gemeinden der Provinzen Lumbini und Karnali.   

Zusammenarbeit der Rotkreuz-Partner

Das SRK berät das NRK und unterstützt das Vorhaben finanziell. Als Grundlage für das Gesundheitsförderungs-Programm hat uns das NRK angefragt, um gemeinsam zwei Verhaltensanalysen durchzuführen. Das NRK soll dadurch befähigt werden, weitere Analysen künftig eigenständig durchzuführen, um noch mehr Menschen zu erreichen.  

Hausbesuche

Zur Gesundheitsförderung zählen auch die Hausbesuche der Rotkreuz-Freiwilligen. Sie erklären den Menschen zu Hause, wie sie durch konsequente Hygiene ihre Gesundheit schützen. Die Menschen lernen, Verantwortung zu übernehmen, die Gefahren zu erkennen und die Risiken zu minimieren.  

Schenken Sie sauberes Wasser

Ein leichterer Zugang zu Wasser verändert Leben und verbessert die Gesundheit der Menschen. Helfen auch Sie und werden Sie mit Ihrer Spende Teil des Roten Kreuzes.

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