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Winterhilfe in Armenien

Reportage

Der Winter in Armenien ist hart und lang. Im kleinen Land am Rande des Kaukasus leben viele ältere Menschen in bitterer Armut. Dank den Spenden von 2 x Weihnachten erhalten sie regelmässig Lebensmittel bis zum Winterende.

Von Sonja Gambon

Es ist ein eisigkalter Märztag in Armenien. Die Menschen sind dick eingepackt mit alten, schweren Mänteln, Schals und Mützen. Wir sind in Masis, einem kleinen Ort nahe der armenischen Hauptstadt Jerewan. Hier leben viele verarmte Menschen, Arbeit gibt es zu wenig. Der Winter ist jedes Jahr eine harte Probe für Menschen, die sich die Heizkosten nicht leisten können. Besonders für die Älteren, die in grosser Armut leben. Zudem sorgt die Corona-Pandemie auch in Zentralasien für viel Leid.

Für die ältere Bevölkerung bedeutet das noch mehr Einsamkeit, als sie sonst schon aushalten muss. Die meisten haben keine Familie mehr, da die Generation nach ihnen im Ausland arbeitet. Oft kehren sie nie wieder zurück und brechen gar den Kontakt ab. Überdurchschnittlich viele der drei Millionen Menschen in Armenien sind über 65 Jahre alt.

Treffpunkt Suppenküche

Die Suppenküche des Roten Kreuzes ist für von Armut Betroffene lebensnotwendig. Dreimal in der Woche erhalten sie hier eine warme Mahlzeit und entfliehen der Einsamkeit. Auch eine medizinische Betreuung wird angeboten. Wer aus gesundheitlichen Gründen nicht kommen kann oder wegen dem Coronavirus nicht kommen möchte, bekommt das Essen nach Hause geliefert.

Am Eingang begrüssen die Freiwilligen des Armenischen Roten Kreuzes (ARCS) die älteren Menschen. Auf Wunsch führen sie einen Gesundheitscheck durch. Sie kennen die Stammkundschaft und sorgen sich, wenn jemand in kurzer Zeit viel abgenommen hat. Eine Frau fühlt sich nicht gut und erhält Betreuung. Andere Freiwillige machen Turnübungen mit den älteren Leuten. So fördert das Rote Kreuz die Gesundheit der Seniorinnen und Senioren.

GUT ZU WISSEN

Spenden von 2 x Weihnachten

Die Lebensmittel für die Suppenküche werden mit den Spenden der Online-Pakete von 2 x Weihnachten hier in Armenien von lokalen Bauernhöfen oder Märkten gekauft. Die Kräuter und einige Gemüsesorten kommen aus dem Garten der Köchin, die sie mit viel Fürsorge in die Gerichte einarbeitet. Das Gebäude wurde vom Besitzer unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Jeder Spendenfranken ist so gut investiert.

Ein älterer Mann sitzt am Tisch und unterhält sich angeregt mit einem Kollegen. Er sei hier, weil er auf eine Frau wartet, wird mir von einer Freiwilligen erzählt. Er habe sich verliebt und möchte sie heiraten. Die kleine Geschichte zeigt den hohen sozialen Wert der Suppenküche.

Heute gibt es Hühnereintopf zum Mittagessen. Der sättigt gut und enthält wertvolle Nährstoffe. Viele nehmen etwas Brot mit. Morgen, wenn die Suppenküche geschlossen ist, werden sie nichts zu essen haben.

Die Frau sitzt an einem Tisch und isst eine Mahlzeit der Suppenküche.

Zu wenig zum Leben

Für ältere Menschen in Armenien ist es kaum möglich, sich den Lebensunterhalt selbst zu finanzieren. Die knapp 100 Franken Rente reichen bei Weitem nicht. Oft sorgt niemand für sie. Der andauernde Konflikt mit Aserbaidschan um das Gebiet Nagorno-Karabach und die Coronavirus-Pandemie erschweren die wirtschaftliche Situation zusätzlich.

«Die ältere Bevölkerung leidet stark unter der Armut. Elektrizität ist teuer. Oft ist es im Winter ein Entscheid zwischen Strom oder Essen.», erzählt mir Jina Sargizova, SRK-Delegierte in Armenien.

Die ältere Bevölkerung leidet stark unter der Armut. Elektrizität ist teuer. Oft ist es im Winter ein Entscheid zwischen Strom oder Essen.

Jina Sargizova, SRK-Delegierte in Armenien

Das spürt auch Valya Poghosyan, die wir in Hrazdan besuchen, dem Hauptort der zentral gelegenen Provinz Kotayk. Im ehemals wichtigen Industriestandort zu Zeiten der armenischen Sowjetrepublik leben rund 40'000 Menschen, die meisten davon in heruntergekommenen Plattenbauten.

Valya Poghosyan hat niemanden, ihre Verwandten sind verstorben. Zudem kann sie aufgrund einer Verletzung am Bein ihre Wohnung nur unter grossen Schmerzen verlassen. Die 69-Jährige lebt in sehr einfachen Verhältnissen und ist verzweifelt: «Ich weiss nicht, ob ich morgen noch leben werde.»

In dieser schwierigen Zeit ist das Rote Kreuz für sie da. Seit einem Jahr bringen ihr Rotkreuz-Freiwillige in den Wintermonaten alle zwei Wochen ein Lebensmittelpaket. Darin sind Grundnahrungsmittel wie Buchweizen, Reis, Bohnen, Mehl und Öl. Heute ist etwas dabei, das für Valya Poghosyan etwas Besonderes ist: ein Päcklein Kaffeepulver.

Valya Poghosyan freut sich sehr darüber. Doch genauso wichtig sind ihr die Gespräche mit den jungen Freiwilligen. «Susanna ist der wichtigste Mensch in meinem Leben. Sie hilft mir beim Einkaufen und ist immer für mich da. Danke, Rotes Kreuz.»

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