Pflegehelferin SRK: «Die Wertschätzung ist unbezahlbar»
Yolanda Affolter hat für den Quer-Einstieg in die Pflege den Lehrgang Pflegehelferin SRK absolviert. Menschen wie sie leisten einen wichtigen Beitrag gegen den Pflegenotstand, besonders in der Langzeitpflege.
Yolanda Affolter
Die 56-Jährige ist gelernte Mode-Verkäuferin, Werbe-Assistentin und Spielgruppen-Leiterin. Als Pflegehelferin SRK arbeitet sie seit einem halben Jahr im Wohn- und Pflegeheim St. Niklaus in Koppigen, Kanton Bern.
Wir motivieren unsere Bewohner und Bewohnerinnen dazu, sich ohne fremde Hilfe anzuziehen. Das braucht Geduld und die nötige Zeit.
Pflegehelferin Yolanda Affolter
Im Interview erzählt Yolanda Affolter von ihren Erfahrungen.
Sie sind als Quer-Einsteigerin in den Pflegeberuf gewechselt. Weshalb haben Sie sich dazu entschlossen?
Als ich nach der obligatorischen Schule eine Lehre als Mode-Verkäuferin beginnen wollte, war ich mit 16 Jahren zu jung dafür. Im Zwischenjahr absolvierte ich ein Praktikum in der damaligen Schwesternhilfe. Vor rund zwei Jahren kam bei mir der Wunsch auf, mich beruflich zu verändern. Aufgrund des früheren Praktikums war der Pflegebereich naheliegend.
Worin sehen Sie die Vorteile des Lehrgangs?
Als 54-Jährige wollte ich nicht eine mehrjährige Berufslehre absolvieren. Der Lehrgang Pflegehelfende SRK dauert vier Monate inklusive 15 Tage Praktikum. An zwei Tagen pro Woche besuchte ich den theoretischen Unterricht beim Roten Kreuz Bern. Ich konnte weiterhin mit einem 10%-Pensum als Spielgruppen-Leiterin arbeiten und musste nicht gänzlich auf meine Hobbys verzichten. Die Lerninhalte sind zudem auf einer Online-Lernplattform zugänglich. Diese Ergänzung zum Präsenz-Unterricht war für mich hilfreich.
Was vom Gelernten ist wichtig im Pflegealltag?
Die praktischen Übungen, welche uns die Kurs-Leitenden gezeigt haben. Zum Beispiel wie wir die Bewegungs-Abläufe unserer Patientinnen und Patienten unterstützen und erweitern können. Sei es beim Wechsel vom Rollstuhl ins Bett oder beim Gehen mit dem Rollator. Zum Lehrgang gehört auch ein Praktikum, das ich auch im Wohn- und Pflegeheim St. Niklaus absolviert habe.
Wo sehen Sie die Herausforderungen?
Es ist nicht einfach, allen gerecht zu werden. Die knapp bemessene Zeit muss gut eingeteilt werden. Das gesamte Pflegepersonal steht unter grossem Zeitdruck, auch wir als Pflegehelfende.
Was bereitet Freude bei der Arbeit und was gefällt Ihnen weniger?
Ich mag den strukturieren Arbeitsablauf und die Zusammenarbeit mit anderen Pflegenden. Schwierig sind Situationen, wenn Bewohnende, meistens aufgrund einer Erkrankung, aggressiv und ausfällig werden. Zum Teil kann auch die Körperpflege unangenehm sein. Das muss man aushalten können.
Was motiviert Sie trotzdem?
Die Wertschätzung und Dankbarkeit, welche mir die betreuten Menschen zurückgeben, sind unbezahlbar. Oft bin ich der erste Kontakt am Morgen. Es sind intensive Gespräche, ich bin ihre Vertraute.
Ihr Rat, wenn man einen Einstieg in die Pflege erwägt?
Ich kann den Lehrgang Pflegehelfende SRK nur empfehlen. Pflegehelfende SRK leisten in Institutionen einen grossen Beitrag zur Grundpflege. Wir sind es, die mit unserer Lebenserfahrung den Bewohnerinnen und Bewohnern zuhören. Wir arbeiten nahe an den Menschen. Auf diese Aufgabe hat uns der Lehrgang optimal vorbereitet.