«2 x Weihnachten» in Bosnien und Herzegowina
Die Inflation in Bosnien und Herzegowina trifft armutsbetroffene Familien hart. In den Wintermonaten ist es für sie besonders schwer, über die Runden zu kommen. Drei Familien, die dank Geldspenden der Aktion «2 x Weihnachten» eine Winterhilfe erhalten, berichten von ihrem Überlebenskampf.
Text: Delia Schafer | Fotos: Dijana Muminovic, Fairpicture
Die Abfallsammlerin: Containern als einzige Einnahmequelle
Das Zuhause der Familie Ahmetović ist in einem desolaten Zustand. Die alleinerziehende Mutter Vahida Ahmetović, 30, ist gesundheitlich angeschlagen, so dass sie nicht arbeiten kann. Damit ihre drei Kinder und sie etwas zu essen haben, geht sie «containern»: Sie sammelt alles, was für die Familie nützlich sein könnte, aus Abfallcontainern. Manchmal hat sie Glück und findet noch Brauchbares in guter Qualität. Das kann sie auf dem Strassenmarkt oder an Bekannte verkaufen.
Vahida Ahmetović musste sich von ihrem Mann trennen, um ihre Kinder vor häuslicher Gewalt zu schützen. Zwar hat sie finanzielle Sozialhilfe beim Staat beantragt, jedoch noch keine erhalten.
Das Rote Kreuz überbrückt die finanzielle Notlage der Familie mit einer Sofort-Bargeldhilfe. Damit kann die Mutter die offenen Stromrechnungen bezahlen und Brennholz sowie Lebensmittel kaufen.
Online-Spenden ermöglichen Unterstützung in den kalten Wintermonaten
Im Rahmen der Aktion «2 x Weihnachten» wurden in diesem Jahr insgesamt 2350 Online-Pakete im Wert von 285’000 Franken gespendet. Das Rote Kreuz setzt diese Mittel ein für armutsbetroffene Menschen in Bosnien-Herzegowina, Armenien, Moldawien und Kirgistan. Menschen, die von der Kälte besonders betroffen sind und in prekären Verhältnissen leben, werden beispielsweise mit Suppenküchen, Bargeldhilfen oder Essenspaketen unterstützt.
Der Wildsammler: Beeren und Kräuter aus dem Wald
Familie Veljić wohnt fernab der nächsten geteerten Strasse. Es gibt kein fliessendes Wasser und die Wände sind grösstenteils weder isoliert noch verputzt. Hier lebt Rajko Veljić, 55, mit seinen drei Kindern. Im Winter leiden sie unter der Kälte. Seine Frau wurde psychisch krank. Sie konnte weder für die Kinder noch für sich selber sorgen und hat die Familie verlassen. Während der Sommermonate sammelt der Vater Kräuter und Blaubeeren zum Verkaufen. Im Winter hat er meist kein Einkommen. Dann lebt die Familie nur vom Kindergeld, das es für das jüngste Kind gibt. Alle Kinder gehen noch zur Schule und haben denselben Berufswunsch: Sie wollen Köchin oder Koch werden.
Mit den Spenden von «2 x Weihnachten» kauft die Familie ausschliesslich Lebensmittel.
Die jungen Grosseltern: nochmals vier Kinder grossziehen
Die Kinder sind ihr Ein und Alles. Nurka Malagić, 53, und ihr Mann ziehen ihre vier Enkelkinder bei sich auf. Ihre Tochter hatte diese verlassen und den Kontakt abgebrochen. Die monatlichen Sozialleistungen von rund 205 Euro reichen bei Weitem nicht für alles Notwendige. Das spürt die Familie besonders im Winter. Dann überlasten die Heizkosten ihr Budget. Die Grosseltern sind deshalb besonders im Winter dankbar für jede Form von Entlastung.
Mit den Geldspenden von «2 x Weihnachten» kaufen sie Lebensmittel. Mehl zum Brotbacken ist für sie am wichtigsten.